(MINT steht für Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaft, Technik)
Der Text zur Volkwirtschaftslehre ist ein Versuch, den Kern der nationalökonomischen Lehre in konzentrierter Form darzustellen. Trotz der knappen Darstellung könnte er für in naturwissenschaftlichem und mathematischem Denken genügend vorgebildete Leser, durchaus als Einführung geeignet sein. Hier sind nämlich keine Erklärungen über Funktionen, Experimente, Statistiken, rationales und irrationales Verhalten von Menschen usw.
Was den Text ebenso von herkömmlichen ökonomischen Lehrtexten unterscheidet, ist der Verzicht auf Ausschweifungen aller Art, die diese im Allgemeinen auszeichnet. Ökonomen neigen nämlich dazu, eine einfache Idee unter einer Vielzahl von nicht essentiellen Zutaten und umständlichen Erklärungen zu ‘‘begraben‘‘, sodass dem Leser die Sache ungeheuer komplex vorkommt, und er Schwierigkeiten hat, die Grundidee zu erkennen.
Natürlich ist die wirkliche Wirtschaft eines realen Landes oder Gebiets von grosser Komplexität, das sei keineswegs bestritten. Doch würde die Kompliziertheit der Bewegungen eines fahrenden Autos auf unebener Fahrbahn mit mechanischem und Luftwiderstand, in Kurven und Steigungen keinen Physiker dazu veranlassen, deren Erklärung anders als von der einfachen Grundstruktur der newtonschen Mechanik her aufzubauen, auf dem diese Bewegungen bekanntlich beruhen (wenn wir den Motor als äusseren Einfluss ansehen).
Dazu kommt, dass Volkswirtschaftslehre immer eine grosse Nähe zur Politik hatte und hat und diese beiden sich gegenseitig beeinflussen. So kommt es, dass man gewisse Meinungsverschiedenheiten unter Ökonomen, die häufig von deren politischer Grundeinstellung beeinflusst werden, kaum verstehen kann, wenn man die historische Entwicklung nicht kennt. Die Streitpunkte sind häufig wissenschaftlich nicht zu klären, denn Beweisführungen sind in der Ökonomie fast immer mit grosser Unsicherheit behaftet, weil Experimente im naturwissenschaftlichen Sinn kaum möglich sind, man ist im Wesentlichen auf Statistiken angewiesen und die sagen bekanntlich nichts Direktes zu kausalen Zusammenhängen und haben auch sonst ihre Tücken, in der Ökonomie ganz besonders, weil es häufig schwierig ist, eine bestimmte Grösse nur schon zu messen.
In meinem Text wird manchmal knapp auf die politischen Folgerungen eingegangen, mehr nicht. In den Kapiteln C und D sind als Zusätze immerhin ein paar wenige ökonomische Themen erwähnt, auch eminent politische, die in der allgemeinen Diskussion gerne auftauchen. Solche könnte man noch einige hinzufügen, die Auswahl ist willkürlich, und die knappen Ausführungen entsprechen keineswegs dem Gewicht der angeschnittenen Themen noch werden sie den dabei erwähnten Berühmtheiten gerecht, deren Leistungen meist in verwandten Sozialwissenschaften bzw. im Zusammenspiel von Ökonomie und jenen liegen.
Die Ökonomie ist keine Naturwissenschaft, deren Gesetze bestehen nicht per se im Universum. Ökonomische Gesetze sind bedingt durch die menschliche Gesellschaft und deren Organisation sowie die menschliche Psyche, sie muss zu den Sozialwissenschaften gezählt werden. Bei diesen hat sie insofern eine Sonderstellung, als sie sich hauptsächlich mit Dingen befasst, die im Prinzip, wenn auch meistens nicht in Realität, exakt quantifizierbar sind, und weiter ist sie in grossen Teilen nur abhängig vom menschlichen Bestreben nach materiellem Wohlstand und von den drei Elementen Geld, Markt und Zins. Das betrifft insbesondere den Kern der Nationalökonomie.
Man kann noch weitergehen: Aus der durch die Technik verursachten extremen Arbeitsteilung, die unsere Welt prägt, folgt nämlich zwar nicht in Theorie aber in Praxis fast zwangsläufig das Vorhandensein von Geld, die Entwicklung von Märkten und ein Zinswesen (siehe Abschnitte A1, A2 und A4). Mit andern Worten: Anstatt der vielfältigen und komplexen Abhängigkeiten, die in der Regel die Features der andern Sozialwissenschaften auszeichnen, beruhen viele ökonomische Gesetze auf lediglich zwei Voraussetzungen, und die sind aus unserer Welt kaum wegzudenken.
Zum Schluss ist noch eine Warnung angebracht: Das ‘‘menschliche Bestreben nach materiellem Wohlstand‘‘ erfolgt in Praxis nicht selten oder sogar meistens weit weniger rational, als die Modelle das eigentlich voraussetzen. Das haben schon seit einiger Zeit auch die Ökonomen gemerkt und versuchen, das tatsächliche Verhalten und dessen ökonomische Folgen zu erforschen und in die Theorien einzubauen. ZB lässt sich die Eigendynamik des Handels (siehe Abschnitt A3) allenfalls mit menschlichem Verhalten, lies: Psychologie erklären.
29.01.2021